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12. Ringvorlesung „Gesellschaftliche Innovationen – Unternehmerisch Inklusion organisieren“ am 14.04.2015 mit Paul Cvilak und Thomas Heymel

Bereits zum zwölften Mal organisierte das Gespann aus Strascheg Center for Entrepreneurship der Hochschule München, Studiengang Management Sozialer Innovationen der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, BMW Stiftung Herbert Quandt und Social Entrepreneurship Akademie die Ringvorlesung Gesellschaftliche Innovationen.

Ziel der Ringveranstaltung ist es, gesellschaftliche Innovationen zu verstehen, Handlungsbedarf zu erkennen und Einblick in die Vielfalt an Möglichkeiten und Optionen zu erhalten.

In der Veranstaltung am 14. April 2015 haben Paul Cvilak, Gründer der AfB Social & Green IT und Thomas Heymel, Leiter Corporate Development der Stiftung Pfennigparade, Stellung zum Thema Unternehmerisch Inklusion organisieren bezogen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Frau Dr. Angela Poech, Professorin für Entrepreneurship an der Hochschule München und Mitglied im Vorstand von Ethica Rationalis.


Inklusion
ist ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist und verweist auf das Zusammenleben und die gegenseitige Akzeptanz aller Menschen. An Stichworten zur näheren Abgrenzung des Begriffs nannte die Moderatorin unter anderem:

  • „Behinderte Menschen in der Mitte der Gesellschaft willkommen heißen“
  • „Gleiche Zugangsmöglichkeiten zu Bildung, Einkommenserwerb und sozialem Status“
  • „Begegnung auf Augenhöhe“

GI-140415-16Diplom-Betriebswirt Paul Cvilak gründete im Jahr 2004 die AfB Social & Green IT als erstes gemeinnütziges IT-Dienstleistungsunternehmen. Computer werden sicher gelöscht, gereinigt und einer erneuten Nutzung zugeführt. Das selbsterklärte Ziel von AfB ist es, langfristig europaweit 500 Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap anzubieten.

Thomas Heymel ist Diplom-Geograf und war mehrere Jahre in leitender Position in der Industrie tätig. Seit 2009 ist er Leiter des Corporate Development Bereichs der Münchner Stiftung Pfennigparade, eine der größten Organisationen zur Förderung von Menschen mit Körperbehinderungen.

 

Im Laufe der Ausführungen wurde deutlich, dass ein Social Entrepreneur (also ein Unternehmer, der sich dem Wettbewerb stellt, aber zugleich soziale Ziele verfolgt) nicht als Bittsteller oder Spenden-Treiber wirken sollte, sondern als Unternehmer, der die Stärken von Menschen mit Handicap hervorhebt und nach Nischen im Unternehmen sucht, um geeignete Einsatzmöglichkeiten für diese Mitarbeiter zu finden. Nur so können Menschen mit Behinderung „Teil der Wertschöpfungskette“ werden. Auch wurde bestätigt, dass der Austausch zwischen Mitarbeitern verschiedener Couleur (Stichwort „Diversity“) in den letzten Jahren tatsächlich intensiviert wurde. Ein gutes Beispiel hierfür ist, dass ein großer Automobilhersteller einen Austausch zwischen Führungskräften und einem körperbehinderten Menschen organisiert, damit ein Sichtwechsel stattfinden kann. Davon würden beide Seiten sehr profitieren.

GI-140415-34Am Ende des Interviews stellte Herr Heymel an die Gäste die Frage: „Was glauben Sie, wie viel Prozent der Behinderten haben diese erst im Laufe ihres Lebens erworben?“ Die Antwort, dass 90% der Personen mit Behinderung diese erst im Laufe ihres Lebens erworben haben, trug dazu bei, dass sich die Anwesenden deutlich stärker mit dem Thema identifizieren konnten.

 

Am Ende der Diskussionsrunde wurden die Gäste gebeten, aufzuschreiben, welche Aussagen der Diskussion mit den beiden Gastreferenten im Gedächtnis haften blieben. Hier ein kleiner Überblick:

  • „Chancengleichheit in allen Lebensbereichen“
  • „Sie [Menschen mit Handicap] sollen willkommen sein“
  • „Inklusion nicht nur aus Mitleid, sondern weil es sich auch wirtschaftlich lohnen kann“
  • „Nischen suchen und finden für Inklusion“
  • „Auch bei Social Entrepreneurship muss ein funktionierendes Geschäftsmodell vorhanden sein“
  • „Keine Sonderbehandlung ⇒ Gleichbehandlung fördert Selbstbewusstsein“
  • „Behinderten-Arbeit ist keine schlecht(ere) Arbeit“
  • „Über 90% der Behinderungen sind [im Laufe des Lebens] erworben! ⇒ Es geht uns alle etwas an!“

Autorin: Daniela Welz