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Veranstaltung „PhiloBrunch – Forum für Fragen zur praktischen Ethik“ am 25. Juli 2015 mit David Offenwanger

Bereits zum zweiten Mal hatten Ethica Rationalis und Frau Prof. Angela Poech, Professorin für Entrepreneurship an der Hochschule München und Beauftragte für das Zertifikat ETHIKUM, zum PhiloBrunch in der gemütlichen Clubatmosphäre des Internationalen Begegnungszentrums der Wissenschaft (IBZ) in München eingeladen. Mit dem PhiloBrunch möchte Ethica Rationalis ein neues Forum für den Gedankenaustausch zwischen Gleichgesinnten bieten, in welchem in kleinen Gruppen bei einem ausgedehnten Frühstück Fragen zur praktischen Ethik diskutiert werden. Als Referent war dieses Mal David Offenwanger eingeladen.

Herr Offenwanger verfügt über einen philosophischen und juristischen Ausbildungshintergrund und ist neben seiner Tätigkeit im Wissenschafts- und Kompetenzzentrum der Stiftung ‚Leben pur‘ Mitbegründer von ‚Arrival Aid‘. Außerdem war er viele Jahre im Vorstand von sneep e.V., einem wichtigen Kooperationspartner von Ethica Rationalis und dem ETHIKUM.

 

Fokus auf der Frage „Warum Ethik?“

Medizinethik, Wirtschaftsethik, Medienethik, Umweltethik… die Reihe ließe sich lange fortführen. Allem menschlichen Handeln scheint eine gewisse Ethik hinterlegt zu sein, d.h. eine Theorie der Handlungen entlang der Unterscheidungslinie zwischen Gut und Böse, zwischen Falsch und Richtig. Doch woher kommt die Not, trotz einer Vielzahl an positiven Gesetzen, Geboten und Verboten, unser Wirken in der Welt um die Dimension der ‚Moral‘ zu erweitern? Wären wir nicht freier ohne sie? Warum also Ethik?

Um zu verdeutlichen, warum es eine Ethik gibt und in welchem Zusammenhang sie mit unserem gesellschaftlichen Leben steht, führte Herr Offenwanger „die Evolution des Menschen“ an. Er erläuterte ausführlich die komplexe Entwicklung der Gesellschaft und betonte, dass es im Entwicklungsprozess der Ethik viele Momente gab, „wo alles anders hätte kommen können“.

_T9A9924Im Zeitraum 160T bis 70T Jahre vor unserer Zeitrechnung hat seiner Aussage nach eine kognitive Revolution stattgefunden. Die Art und Weise, wie der Mensch mit seiner Umwelt umgeht, hat sich in diesem Zeitraum geändert. Der Homo Sapiens fing an, zu kommunizieren und ein abstraktes Denkvermögen zu entwickeln. Ein abstraktes Denkvermögen bedeutet, dass er über die Dinge jenseits seiner eigenen Vorstellung nachdenken und reden konnte, also über Dinge die nicht wirklich existierten (z.B. den morgigen Tag). Da die Gesamtbevölkerung in diesem Zeitraum rapide stieg, mussten die Menschen verstehen lernen, wie andere Menschen, die nicht direkt in ihrer Gruppe waren, agieren. Es wurde ein Ordnungssystem mit Abstraktum benötigt. Das ist die Wiege unserer heutigen Kulturen, die Geburt von Normen und Werten.

 

Spiegelneuronen als Basis für die Fähigkeit zur Empathie

10T Jahre vor unserer Zeitrechnung fand die zweite große Erneuerung statt, die landwirtschaftliche Revolution. Der Mensch wurde sesshaft, er entwickelte sich vom Jäger und Sammler hin zum Bauer. Das Gehirn wiederum passte sich an die Evolution an und die so genannten Spiegelneuronen – Gefühle von anderen können wahrgenommen werden – bildeten sich heraus:

„Stellen Sie sich an dieser Stelle vor, Sie beißen in eine Zitrone – bei den meisten Menschen löst dieser Gedanke ein unangenehmes Gefühl aus. Für dieses Empfinden sind die Spiegelneuronen verantwortlich.“

Diese Spiegelneuronen stellen die Grundlage für die Fähigkeit zur Empathie und für die soziale Intelligenz des Menschen dar. Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung; je offener man für seine eigenen Emotionen ist, desto besser kann man die Gefühle anderer deuten.

IMG_8265Der Referent führte weiter aus, dass sich die Gesellschaft im heutigen Zeitalter vom Dualismus zum Monismus verändert habe. Unter Monismus wird verstanden, dass alle versuchen müssen, miteinander auszukommen. So wurden etwa die Menschenrechte von den Vereinten Nationen festgelegt, welche besagen, dass alle Menschen gleich sind und ihnen die gleichen Rechte zustehen. Warum also gibt es die Ethik? Die Ethik ist zum Schutz der Gruppe da, genauer gesagt, um Regeln zum gemeinsamen Leben aufzustellen.

In der anschließenden Diskussion wurden Alltagsbeispiele genannt, in denen die Teilnehmer selbst Empathie erlebt haben. Des Weiteren wurde darüber gesprochen, wie man von der Empathie zum Handeln kommt. Dies geschieht entweder über das Nutzenkalkül – ich verhalte mich moralisch und habe einen Nutzen daraus – oder aus einer inneren Orientierung – ich verhalte mich so, weil ich überzeugt bin, dass diese Handlung gut und richtig ist. Im Laufe der Diskussion wurden weitere Begründungen für die Ethik diskutiert, etwa die Rückbesinnung auf einen Schöpfer, eine Quelle, von der die Seele des Menschen stammt und wohin sie zurückstrebt.

 

Am 10. Oktober 2015 findet der nächste PhiloBrunch statt – eine Ankündigung finden Sie demnächst auf unserer Webseite. Wenn Sie regelmäßige Informationen über unsere Veranstaltungen wünschen, beantragen Sie das bitte unter „Beiträge abonnieren“.

Autorin: Daniela Welz